Bäuerliches Volksfest als Großkundgebung
Die „Macher“ des Reichserntedankfestes bei der alljährlichen Inspektion des Platzes, 1935
Leopold Gutterer, der Organisator, Albert Speer, der Architekt, Joseph Goebbels, der Bauherr, und Kurt Schmalz, der stellvertretende Gauleiter des zuständigen NS-Gaues Südhannover-Braunschweig (von links)
Private Sammlung
Im Spätsommer 1933 beauftragte Propagandaminister Joseph Goebbels Albert Speer, einen Platz für „ein bäuerliches Volksfest bisher ungeahnten Ausmaßes in der freien Natur“ zu gestalten.
Sein Charakter als „Volksfest“ und die Lage „in der freien Natur“ fern jeder Großstadt machen die Besonderheit des Reichserntedankfestes gegenüber den anderen nationalsozialistischen Massenfesten aus.
Im Weserbergland war in ländlicher Umgebung mit dem sanft abfallenden baumlosen Nordwestabhang des Bückebergs ein geeigneter Platz gefunden worden. Er bot ausreichend Raum für die anvisierte gewaltige Zahl von Besuchern.
Der fertig vorbereitete, erweiterte Kundgebungsplatz 1936
Süddeutsche Zeitung Photo / Scherl
Am Bückeberg war Speer in der Gestaltung des Platzes völlig frei. Er musste nur auf die Gestalt des Geländes Rücksicht nehmen, nicht aber wie bei innerstädtischen Kundgebungsplätzen auf vorhandene Bauten. Speer bemühte sich, den Platz „natürlich“ in die Landschaft des Wesertals einzupassen.
Die vorhandene Neigung nutzend, formte Speer den Platz nach Art einer Naturbühne mit Ausmaßen von etwa 800 x 250 Metern. Dies entspricht zirka 28 Fußballfeldern der aktuellen Bundesligagröße.
Gegenüber den ebenen städtischen Plätzen hatte die Hanglage in Speers Augen einen entscheidenden Vorteil:
„Hier konnte jeder der 500000 Versammelten alle Teilnehmer sehen. … Er erhielt einen lebendigen Begriff von der demonstrativen Wucht seiner (im Original gesperrt) Riesenkundgebung, von der er selbst nun voll Stolz ein kleines Glied ist.“ Das wirke auf den einzelnen Teilnehmer „kräftigend und ermutigend“. (Albert Speer, 1933)