Führer-Kult

Hitler auf dem Weg durch das Volk

Mittelweg Fibel

Hitlers Weg durch das Volk in einer Farbzeichnung, undatiert

Sammlung Gelderblom, Postkarte aus Privatbesitz

Der Mittelweg, ein um einen halben Meter erhöhter, gut fünf Meter breiter Damm, verband als zentrale 800 Meter lange Achse die Ehrentribüne am oberen Ende und die Rednertribüne am unteren Ende des Platzes miteinander.

Während der langen Wartezeit bis zu Hitlers Erscheinen marschierten dichtgedrängte Kolonnen von Uniformierten bei dröhnender Marschmusik den Weg bergauf und bergab. Auch Bauern in Tracht defilierten hier und nahmen als farbenprächtige Staffage für Hitlers Auftritt am Wegesrand Aufstellung.

Während des Festes war der Weg Hitler und seinem Gefolge vorbehalten. Eine enge Absperrkette aus SS-Männern und hölzerne Schranken trennten Weg und Publikum.

Nach seiner Ankunft schritt Hitler unter frenetischen Heil-Rufen der Massen den Mittelweg hinauf zur Ehrentribüne. Die Stimmung erreichte ihren ersten Siedepunkt. Etwa eine Stunde später – nach Abschluss der Schauübung der Wehrmacht – vollzog sich das Ritual noch einmal, nun zur unten liegenden Rednerkanzel, wiederum von Beifall umtost.

Hitler-Verehrung

Führer-Verehrung auf dem Mittelweg, 1937

Süddeutsche Zeitung Photo / Scherl

Das Abschreiten des Mittelwegs, mitten durch die begeisterte Menge, war der zentrale Programmpunkt und wurde laut offizieller Sprachregelung als Weg durch das Volk bezeichnet

Auf dem Mittelweg verkörperte Hitler den Volkskanzler, mehr noch: den „Mann aus dem Volk“. Immer wieder verweilte er bei einzelnen Begeisterten, welche die SS durch ihre Absperrkette schlüpfen ließ, schüttelte zahllose Hände und durfte als etwas Heiliges berührt werden. Für die Strecke brauchte er in der Regel doppelt so viel Zeit, wie im Programm vorgesehen war, mehr als 30 Minuten.

Leopold Gutterer, der Regisseur des Festes, beschreibt die symbolhafte Bedeutung des Weges durch das Volk 1935:

„Symbolhaft ist es, wenn der Führer vom Fuße des Berges aus den Volksmassen empor zur Bergeshöhe steige. Denn aus dem Volk ist er auch zur Spitze der Nation emporgestiegen.

Gleich wie er aber von der Höhe des Bückeberges wieder zurückschreiten und im Volke untertauchen werde, so suche und finde er auch als Führer und Reichskanzler immer wieder die Verbindung mit seinem Volk.“ (Deister- und Weserzeitung Hameln vom 7.10.1935.)

Keine andere NS-Massenveranstaltung kennt diese Inszenierung der körperlichen Nähe, der gleichsam physischen Einheit von Führer und Volksgemeinschaft.

Fotos vom Weg durch das Volk zu machen, war allein Hitlers Fotograf Heinrich Hoffmann gestattet. Tatsächlich war Hitler auf dem Mittelweg auch für Näherstehende kaum zu sehen. Für die meisten Besucher des Festes genügte offenbar die Vorstellung von der Anwesenheit Hitlers, um in hemmungslosen Jubel auszubrechen.

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