Erntedank und Blut und Boden

Das Reichserntedankfest als Fest des deutschen Landvolkes

Propagandaplakat, 1937

Die Werbung greift geschickt Sehnsüchte nach der überschaubaren Welt des Dorfes und des bäuerlichen Brauchtums auf. Die Bauern galten den Nationalsozialisten als „Kraftquelle“ der „nordischen Rasse“ und Ursprung der deutschen Kultur.

Bundesarchiv Koblenz, Plakat 003-019-009, Grafiker: ohne Angabe

Plakate und Postkarten, die für die Veranstaltung am Bückeberg warben, vermittelten den Eindruck, es sei das Fest des deutschen Landvolkes. Die Bauern sollten sich als wichtiger Teil der propagierten Volksgemeinschaft begreifen und für das NS-Regime vereinnahmt werden.

Wie Interviews mit Teilnehmern zeigten, haben haben viele Bauern das Fest auch so verstanden und voller Dankbarkeit begrüßt. Sie feierten zugleich mit der Ernte sich selbst, wussten sich nach langen Jahren der Vernachlässigung in der Weimarer Republik als Nährstand wieder geachtet, waren dankbar für die Aufmerksamkeit, die sie im ganzen Volk fanden.

Bäuerinnen und Bauern kamen – wie von den Organisatoren erwartet nicht selten in ihren schönen, ortstypischen Trachten. Um alle „NS-Gaue“ durch Bäuerinnen und Bauern mit ihren Trachten repräsentiert zu sehen, betrieb das Regime eine entsprechende Mobilisierung. So reisten jedes Jahr 8.000 „Trachtenträger“ aus allen „deutschen Landen“ an. Die Veranstaltungsregie ließ sie den Mittelweg entlang defilieren und als farbenfrohes Spalier für Hitlers Weg durch das Volk Aufstellung nehmen.

In der Bilderflut der NS-Propaganda vom Bückeberg waren die Bauern in Tracht deutlich überrepräsentiert. Während der Veranstaltung spielten Erntedank und Bauern hingegen kaum eine Rolle.

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