Organisation der Massenkundgebungen

Organisation der Massenkundgebungen

„Domänenburg“ Ohsen, zeitweilig Sitz der Organisationsleitung, 1937

Stadtarchiv Hameln, Best. 602 C Nr. 581 / Balthasar Amend, Hameln

Einige Monate vor dem Erntedanktag konstituierte sich die Organisationsleitung oder Aufmarschleitung Bückeberg. Sie war mit Kräften aus Berlin sowie der Kreis- und Stadtverwaltung besetzt und koordinierte generalstabsmäßig die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung. Gegenüber den lokalen Behörden war sie weisungsbefugt.

Anfangs bezog die Organisationsleitung Quartier auf der Domänenburg Hagenohsen, seit 1935 im Landratsamt in Hameln und einer Baracke auf dem Bückeberg selbst.

An- und Abreise

Verkehrsplan zum „Erntedanktag“, mit Anfahrtsstraßen und Parkplätzen, 1937

Landesarchiv NRW, Abt. Ostwestfalen-Lippe, Detmold, L 80/14 Nr. 183

Für den von Jahr zu Jahr wachsenden Autoverkehr (1933 bereits mehr als 10.000 Busse und PKW) schilderte die Organisations- leitung Anfahrtsstraßen aus und leitete den überregionalen Verkehr um. Ein dichtes Netz von Polizeiposten überwachte die Strecken.

In drei bis vier Kilometern Entfernung vom Bückeberg waren auf abgeernteten Feldern Großparkplätze ausgewiesen. Für Besucherströme, die von Westen kamen, schlugen Pioniere vier Pontonbrücken über die Weser: je eine in Grohnde und Ohr, zwei in Kirchohsen.

Aufbruch von einem Großparkplatz, undatiert (vermutlich 1933)

Stadtarchiv Hannover, 3 NL 342 Nachlass Hampel, Bückeberg I Nr. 18, Foto: Erich Hampel

 

An den Bahnhöfen waren „Warteplätze“ ausgewiesen. Dort wurden die ankommenden Massen in Kolonnen eingeteilt und in die Kolonnenwege Richtung Bückeberg eingeschleust. An Bahnhöfen und Kolonnenwegen waren Polizei- und Sanitäts-Posten stationiert, in den Zeltstädten, auf den Parkplätzen sowie in den Ortschaften zudem Feuerwachen.

Das am Bückeberg zum Einsatz kommende Sicherheitspersonal – 1936/37 über 3.000 Polizisten und Hilfskräfte aus SA, SS und NSKK (= Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps) – war zumeist aus Großstädten wie Hannover, Hamburg oder Berlin abkommandiert. Sanitätskräfte und Feuerwehrmänner kamen aus der Region.

Besucherstrom auf einer Pontonbrücke über die Weser (vermutlich bei Kirchohsen), 1933

Zu erkennen sind Männer im Sonntagsstaat, uniformierte SA und Frauen in Tracht oder Einheitskleidung

Historisches Museum Hannover, Bildarchiv, Fotograf: Hans Pusen

Für die Absicherung von Hitlers Autokolonne bei An- und Abfahrt war die Gestapo-Zentrale in Berlin verantwortlich. Entlang der bis zu 150 km langen Fahrtstrecke waren 50.000 und mehr Polizisten, SA-Männer und Mitglieder anderer NS-Organisationen im Einsatz.

Unterbringung und Verpflegung

Improvisiertes Lagerleben der SA, undatiert (vermutlich 1933)

In den Zelten mussten die Männer auf Stroh nächtigen.

Stadtarchiv Hannover, 3 NL 342 Nachlass Hampel, Bückeberg I Nr. 19, Foto: Erich Hampel

Auswärtige Besucher des Bückebergs kamen in Massenquartieren unter, die in riesigen Zeltstädten oder in Scheunen und Fabrikhallen der umliegenden Ortschaften einschließlich Hamelns eingerichtet waren. Gasthöfe und Privatleute boten ebenfalls Betten an.

Die Verpflegung vor Ort übernahmen die zahlreichen Feldküchen des Hilfszugs Bayern, den das Propagandaministerium eigens für den Einsatz auf Großveranstaltungen geschaffen hatte. Daneben hatten Hunderte von Händlern Buden aufgestellt oder waren mit dem Bauchladen unterwegs.

Feldküchen, undatiert (vermutlich 1935)

Private Sammlung

Zur Enttäuschung der heimischen Organisatoren, die sich mehr Einnahmen erhofft hatten, reisten die auswärtigen Besucher in der Regel anderntags wieder ab.

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