Mediale Ausstrahlung

Die mediale Verwertung der Veranstaltung

Medienstar Hitler

„Medienstar“ Hitler auf dem Mittelweg, 1937

Hitler ist umringt von Radioreporter (links), Kamerateam und Fotograf (Heinrich Hoffmann rechts, mit dem Rücken zum Betrachter). Das UKW-Sendegerät, das der Radioreporter auf dem Rücken trägt, stellt die Verbindung zu dem Sender in dem über dem Platz schwebenden Fesselballon her.

Niedersächsisches Landesarchiv Hannover, Bildgutsammlung Nr. 2484/1

Neben der Beeinflussung der Teilnehmer vor Ort hatte das Reichserntedankfest den Zweck, der Propaganda Bilder und Berichte von der Einheit von Führer und Volk zu liefern. Diese wurden über die unterschiedlichen Medien in ganz Deutschland verbreitet. Dadurch ließ sich die Volksmeinung im Sinne des NS-Regimes nachhaltig beeinflussen.

Alle Bilder und Berichte von der Veranstaltung unterlagen der Zensur. Das Propagandaministerium verschwieg Pannen und sorgte für eine Jubel-Berichterstattung sowie eine Flut von „schönen“ Bildern.

Hörfunksendungen, Wochenschau-Berichte und „Dokumentar“-Filme schufen zusammen mit den Berichten in Zeitungen, Illustrierten und Büchern eine „zweite Wirklichkeit“ (Sösemann) für die Deutschen, die das Fest nicht selbst hatten miterleben können.

Das Reichserntedankfest in Büchern und Publikationen

Unmittelbar nach dem Fest 1933 erschienen mehrere z.T. aufwendige Propaganda-Publikationen.

Auch in Schulbüchern und den damals beliebten Sammelalben für Zigarettenbilder war das Ereignis präsent.


Fritz Müller-Partenkirchen, Rund um den Bückeberg, 1934

Erntedankfest 1933

Hans Ostwald (Hrsg.), Erntedankfest 1. Oktober 1933. Der deutschen Bauern Ehrentag.

Mit 97 Kunstdruckbildern, Berlin 1933

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bäuerinnen

„Bückeburger Bäuerinnen jubeln dem Führer zu“, 1935

Illustration zu dem Artikel „Der Vater erzählt vom Bückeberg“ in einem Lern-Lesebuch für Grundschulkinder

Niedersächsische Fibel, Hannover 1935, S. 81

Klebebildchen

Klebebildchen in einem „Zigarettenbilderalbum“, 1935

Der Initiator: Propagandaminister Joseph Goebbels

Joseph Goebbels

Joseph Goebbels bei seiner Ansprache zur Eröffnung des ersten Reichserntedankfestes auf dem Bückeberg, 1933

Ostwald (Hrsg.), Erntedankfest 1933, S. 16.

Die Bedeutung der Propaganda für das NS-Regime wird häufig unterschätzt. Sie war unerlässlich für die Eroberung, aber auch für die Erhaltung der Macht. Goebbels selbst formulierte:

„Das Wesen der Propaganda besteht darin, Menschen für eine Idee zu gewinnen, so innerlich, so lebendig, daß sie am Ende ihr verfallen und nicht mehr davon loskommen.“ (Zitiert nach Joachim Fest, Das Gesicht des Dritten Reiches, München 1963, S. 138.)

Menschen, die sich nicht vereinnahmen lassen wollten, wurden bedrängt, eingeschüchtert oder auch gewaltsam verfolgt. Das galt vor allem für jene, die wie Juden und Sinti aus rassischen und anderen Gründen von vornherein aus der NS-Volksgemeinschaft ausgeschlossen waren.

Propaganda und Terror gehörten zusammen, waren zwei Seiten einer Medaille, und in der NS-Diktatur durchgehend öffentlich präsent.

Joseph Goebbels (1897-1945) war seit 1924 in der NS-Bewegung aktiv. Als Chefpropagandist bzw. später als Propagandaminister war er führend am Aufstieg Hitlers und an der Festigung der NS-Diktatur beteiligt.

Mit gekonnter Rhetorik, professionell inszenierten Massenveranstaltungen und gezieltem Einsatz der neuen Massenmedien Rundfunk und Film gelang es ihm, einen Großteil der Deutschen für das NS-Regime zu vereinnahmen und zu gewinnen.

Goebbels Hasspropaganda war ein maßgeblicher Wegbereiter von Judenvernichtung, Völkermord und Vernichtungskrieg.

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